Über Kummer und Leid Teil II

Im ersten Teil des Blogs schrieb ich darüber, dass das Leid in unserer Kultur einen großen Stellenwert hat. Um zu lernen, müssen wir aber nicht leiden, sondern können ebenso aus guten Erfahrungen schöpfen.
Heute schreibe ich über den Kummer, den viele Menschen mit sich herumtragen. Traurigkeit, Depression, Krankheit, für die es viele Ursachen gibt. Oft sind sie in der Kindheit zu finden. Manchmal übernimmt man auch die Empfindungen von anderen Menschen, man trägt sozusagen deren Päckchen. Manches ist ererbt.
Jede/r, die/der diesen Kummer hat, hat mein volles Mitgefühl. Manchmal jedoch beschleicht mich ein Verdacht: Kann es sein, dass man gar nicht raus will aus der Nummer? Wie ist das, wenn man feststeckt und keinen Ausweg sieht? Oft resigniert man und richtet sich, so gut es eben geht, darin ein. Er/sie will nur noch seine/ihre Ruhe. Was auch verständlich ist.
Wir meinen: „Der Arzt hat gesagt, man sei unheilbar krank und dann gibt es nun mal keinen Ausweg.“ „Ich bin krank und das ist ererbt.“ „Forscher haben festgestellt, dass man Depressionen am besten mit Medikamenten behandelt.“ „Die Wissenschaft hat festgestellt, das Coca-Cola Fett enthält!“ „Ich bin übergewichtig weil ich undiszipliniert bin.“ „Ich habe Unfälle, weil ich tollpatschig bin.“ „Ich ziehe eben immer wieder die falschen PartnerInnen an.“ …
Das Wort ist sehr mächtig: Das, was uns gesagt wird oder was wir glauben, leben wir gerne. Jemand sagt etwas und wir richten uns danach. Wir geben klein bei, weil diese Tatsachen irgendwo festgemeißelt scheinen; besonders, wenn studierte Leute etwas behaupten. Oder die Eltern sagen im Nebensatz, dass wir als Kinder so oder so sind oder irgendetwas nicht können. Und schwupp: Wir verinnerlichen das und leben es mitunter unser Leben lang. Das nennt man Glaubenssätze.
Ich behaupte, Krankheiten, Unfälle, schwierige Lebenssituationen passieren nicht zufällig (darin bin ich nicht allein, siehe z.B. die Bücher von Detlefsen/Dahlke „Krankheit als Weg“, von Luise Hay „Krankheit als Sprache der Seele“) . Sie weisen auf eine tieferliegende Ursache hin. In der Psychosomatik gibt es immer ein inneres Gegengewicht zur äußeren Erscheinung. Hat man z. B. Rückenschmerzen, könnte man fragen, wer einem den Buckel runterrutschen kann.
Jedes stark-emotional Erlebte (z.B. Traumata, Schrecksekunden, Streit, Angst…) kann dazu führen, dass man dissoziiert, wie es Traumapädagogen nennen. D.h. man spaltet einen Teil von sich ab, der dann nicht mehr zur Verfügung steht. Das kann schnell gehen, besonders wenn es mit heftigen Gefühlen zu tun hat. Mit vielen Methoden, z.B. Gesprächstherapien, Yoga, Meditation ist es möglich, sich auf sich selbst zu konzentrieren und inneres Gleichgewicht zu erlangen. Mir hilft dabei „Energiearbeit“, die schnell und effiezient dabei hilft, „ganz“ zu werden.
Im Leiden zu verharren ist keine Option, das hat was von Vogel-Strauß-Politik: Den Kopf in den Sand stecken und warten, bis sich alles beruhigt hat. Ich glaube, dass viele verharren und/oder resignieren, weil sie ihre Macht an andere (dem Arzt, dem Guru, dem Lehrer, dem Gatten …) abgegeben haben und so zum Spielball werden. Was kann helfen? Alternativen suchen, d.h. Focus auf sich legen, nicht vom eigenen Leben ablenken lassen, indem man auf die Anderen schaut. Sind Sie einfach Sie selbst in innerer Freiheit und: Fangen Sie an, sich selbst zu akzeptieren und zu lieben. Niemand kann ein Heilsversprechen abgeben; allerdings haben Sie es in der Hand, über Ihr Denken und Leben zu bestimmen. Wahrscheinlich wird dadurch eine Besserung eintreten, weil Sie Macht und Würde über sich erlangen.
In einem Lied von Ilse Weber heißt es „… wann wohl das Leid ein Ende hat – wann sind wir wieder frei …? Auch wenn sich das Lied auf etwas anderes bezieht, meine ich, dass die Aussage so richtig ist: Wenn das Leid beendet ist, dann sind wir frei.

Fotos/Bilder: Monika Rauch
Die Leute trauen sich nicht, Dir hier zu schreiben. Sie schreiben direkt, damit es niemand merkt. Das ist schade.
Das Leid hat ein Ende, wenn wir uns dafür entscheiden. Doch das bringt die Menschen in ihre Tiefen und Untiefen. Dort ist kein Leid. Und das macht vielen Angst.
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