Ostfriesland war lange Zeit durch einen breiten unwegsamen Moorgürtel vom restlichen Festland getrennt. Zu Schiff oder über Bohlenwege durchs Moor konnte man die Ostfriesen erreichen. Die Moorkolonisierung erstreckte sich über einen Zeitraum von mehreren hundert Jahren bis ins 20. Jahrhundert hinein. Hauptsächlich urbanisierte man die Moore (Fehne), indem Entwässerungskanäle geschaffen und Menschen entlang der Kanäle angesiedelt wurden. Meist waren die Siedler an eine Erbpacht gebunden, was zu Steuereinnahmen führte. Nach dem Aussterben des männlichen ostfriesischen Häuptlingsgeschlechts Cirksena, übernahmen 1744 die Preußen mit Friedrich dem Großen die Regentschaft. Dieser lockte die „Ausländer“ in das Gebiet um Moordorf, allerdings ohne eine Infrastruktur in Form von Fehnkanälen zu schaffen. Außerdem verteilte er das Land in zu kleine Pachtgrundstücke, so dass deren Besitzer kaum damit überleben konnten.










Nachdem wir das Moordorf besichtigt hatten, fuhren wir zum „Ewigen Meer“, Deutschlands größtem Hochmoorsee. Es entstand nach der letzten Eiszeit, vor etwa 10000 Jahren, als Moorauge in einem Hochmoor.



Warum ist das Moor so sauer? Der Grund besteht aus einer wasserundurchlässigen Lehmschicht. Ein Hochmoor kommt nicht mit Grundwasser in Berührung. Daher wachsen hier Torfmoose (Sphagnum-Arten), die nährstoffarmes Niederschlagswasser wie ein Schwamm speichern. Im unteren Bereich sterben sie durch zunehmenden Lichtabschluss ab. Die abgestorbenen Pflanzenteile der Moose werden nicht abgebaut und bilden, vereinfacht ausgedrückt, Torf. Die Torfmose geben an ihre Umgebung Gerbstoffe ab, die das Milieu säuern und konservierende Eigenschaften haben (siehe Moorleichen😳). Die unterste Torfschicht, das Schwarztorf, war früher begehrtes Brennmaterial, das obere Weißtorf wurde als Gartendünger verkauft. Die Lehmschicht wurde ausgegraben und für den Hausbau verwendet. Grub man dem Moor das Wasser ab, trocknete es aus und konnte als Land genutzt werden. Allerdings ist es immer noch nährstoffarm.

Andere, neue Wege zu gehen, manchmal auch verbotene, das ist Selbstbemächtigung. Entscheidend dabei ist die Übernahme von Verantwortung für das eigene Tun. Das beinhaltet eine bewusste Entscheidung mit der Option, dazuzugewinnen und manchmal zu verlieren. Das ging uns mit der „kleinen Grenzüberschreitung“ so. Ebenso ging es den Menschen damals so, als sie sich entschieden, dem Moor ein neues Leben abzuringen. Für Selbstbemächtigung braucht es Mut.