Fladungen

Unser Kurzurlaub führte uns nach Fladungen. Das ist die nördlichste Stadt Bayerns, bzw. Frankens. Von unserem Hotel aus hatten wir einen schönen Gugg auf das Örtchen. Näher betrachtet sieht es so dort aus:

Ausblicke entlang der Stadtmauer
Überall Wasser: Entlang des Ortes fließt die Streu, ein Zufluss der Saale. Vom Leubach und Erlesbach führen etliche Kanäle Wasser zu den Fladunger Mühlen: Die Reßmühle steht auf dem Gelände eines Freilandmuseums und ist eine vollfunktionsfähige Getreidemühle. Dann gibt/gab es hier die Obere (Foto), die Mittlere und die Untere Mühle.
St. Kiliankirche

Fladungen hat einiges Interessantes zu bieten, z.B. gibt es noch ein altes Backhaus, in dem regelmäßig gebacken wird. Es hat hier, neben einigen historischenGebäuden, ein Heimatmuseum und etwas außerhalb ein Freilandmuseum. Unterwegs trafen wir einen älteren Herren, der uns mit Fladunger Geschichten unterhielt. Er erzählte zum Beispiel, warum Fladunger auch heute noch Stadtrechte hätte: Stadturkunden wurden üblicherweise von anderen Urkunden kopiert und dabei wurden nur Namen, Gemarkungen usw. ausgetauscht. Für Fladungen wählte man den Wortlaut der Gelnhäuser Stadtrechte und auch den Wortlaut „für immer“. So hat Fladungen auch heute noch Stadtrechte, obwohl es mit den eingemeindet Orten nur 2300 Einwohner hat.

Osterbrunnen und Deko – warum die Straßenlaterne umstrickt ist, entzieht sich meiner Kenntnis, ich vermute einen ungeübten Autofahrer in der Nähe.

Viel Fachwerk und Brunnen

Fladungen ist eine Stadt im unterfränkischen Landkreis Rhön-Grabfeld, der Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Fladungen und ein staatlich anerkannter Erholungsort. … Im Jahre 789 wurde Fladungen in einer Urkunde des Klosters Fulda erstmals erwähnt. Während der Zeit der Stammesherzogtümer lag der Ort im Herzogtum Franken. 1335 verlieh Kaiser Ludwig der Bayer das Stadtrecht. … Der Besitz der Stadt war zwischen dem Würzburger Bischof und dem Fürstabt von Fulda umstritten. Seit den Verträgen von Paris (1814) gehören der Ort Fladungen und die Umgebung endgültig zu Bayern. Im Jahr 1818 entstand die politische Gemeinde. …

wikipedia.de

Selbstbemächtigung = in Geschichte/n eintauchen.

Beim Spanier in Hanau

Wir gehen gerne zum „Cedo“. Dort gibt es leckeres Essen und man fühlt sich wie im Spanienurlaub.

Rotwein & Tapas, z.B. Aioli, Oliven, gebratene Paprika

1971 wurde in Hanau das „Centro Espanol Demokratico Obrero“, kurz „Cedo“, gegründet – der spanische Arbeiterverein, dessen Vereinslokal als der „Spanier“ schlechthin gilt – bis heute. Das Lokal war und ist Kult. Seit der Gründung wurde am Erscheinungsbild und bei der Speisekarte wenig verändert. Es ist rustikal dort mit einfachem, leckerem Essen, ohne Schnickschnack und mit netten Menschen.

1971 regierte der Diktator Franco. Die spanischen Arbeiter, die hierher als Gastarbeiter kamen, nutzten die demokratischen Freiheiten und organisierten sich in Vereinen, die teilweise politisch orientiert waren.

Heute steht Cedo für die spanische Kultur in Hanau. https://www.cedo-hu.de/asociaci%C3%B3n-verein

Selbstbemächtigung = sich informieren und den Hintergrund (=Geschichte/n) erforschen

Kurzurlaub in Memmingen

Seit ich erfuhr, dass Wolf-Dieter Storl einen Vortrag in Memmingen hält, hatte ich den Wunsch, dabei zu sein. „Aber es ist ja so weit weg, also kann ich nicht hin!“ Aber, aber, aber … Irgendwann wurde mir bewusst, dass ich ja trotzdem hingehen kann. Ich musste mich nur dazu entscheiden. Zunächst bestellte ich mir eine Eintrittskarte, dann organisierte ich eine kleine Pension (Pension Erb, mit richtig schönen Zimmern) und zum Schluss die Anreise mit der Bahn und die Abreise mit Blablacar. Die Anreise hat schon mal super geklappt.

Zunächst besichtigte ich die Stadt. Dazu gibt es von der eine kleine Faltkarte mit verschiedenen Rundgängen.

Eines der vielen Stadttore, das Westertor
Die evangelische St. Martins Kirche

Dr. Christoph Schappeler, wirkte zur Reformationszeit in der heutigen St. Martinskirche. Hier wurde reformiert, für Menschenrechte gekämpft und das führte zu den Bauernaufständen um 1525, die blutig niedergemetzelt wurden.

Bayrisches Kleinstadtflair

Der Raum Memmingen ist bereits seit der Jungsteinzeit besiedelt. Erste Bauten wurden aus der römischen Zeit nachgewiesen. Die erste urkundliche Erwähnung der Stadt fand 1128 statt. Bis 1191 war sie in welfischen, danach in staufischem Besitz, von 1268 bis 1803 Freie Reichsstadt. …“ (Wikipedia)

Immer am Bach entlang z.B. Sankt Martinskirche und das bemalte Steuerhaus.

Memmingen war eine Stadt des Handels, der Zünfte und der Räte. Besonders die feine Memminger Webware war über die Landesgrenzen hinaus begehrt. Im 16. Jahrhundert nahm der Einfluss der katholischen Kirche ab als Folge der Reformation, aber auch als Folge der Weltoffenheit, die der freie Handel mit sich bringt.

Oben links das Rathaus, mittig das Siebendächerhaus der Gerberzunft – hier konnten die Gerbware gut lüften, rechts das Weber-Zunfthaus. Unten mittig der Hexenturm.

Ich bin so froh, dass ich mich zu diesem Minitripp entschied: 1. Ich werde einen Vortrag über die Seele der Pflanzen hören. 2. Ich lasse mich auf öffentliche Verkehrsmittel ein. 3. Ich lerne Memmingen kennen. 4. Ich war/bin auf mich gestellt in Vertrauen auf mich selbst, z.B. beim Kartenlesen was nicht unbedingt meine Stärke ist.

Es ist ein Stück Freiheit, die ich mir erringe.

Selbstbemächtigung = alleine verreisen

Pflanzenportrait und Geschichte: Tabak

In meinem Urlaub auf Kreta fallen mir einige Pflanzen auf, die ich bisher noch gar nicht kannte. So auch diese Tabakpflanze, die auf einem ausgetrockneten Feld ein kleiner Lichtblick ist.

Blaugrüner Strauchtabak (Nicotiana Glauca)

Tabak ist „gefährlich“, es enthält das Nervengift Nikotin. Allerdings macht die Dosis das Gift. Das Nachtschattengewächs wurde lange vor Kolumbus auf dem gesamten amerikanischen Kontinent angebaut.

Bei den indigenen Völkern wurde Tabak geraucht, geschnupft oder sogar als Saft getrunken. Es wurde oral, anal und vaginal angewendet. Allerdings galt Tabak als Heilpflanze und als Mittel für rituelle Handlungen, welches keinesfalls nur zum Spaß konsumiert werden durfte.

Tabak hilft seit Jahrtausenden den Schamanen in die Geisterwelt einzudringen – die Wirkung geht von bewusstseinserweiternd über einen Trancezustand bis hin zum Tod. Auch bei Friedensritualen wurde die Pflanze eingesetzt. Wer kennt sie nicht, die Friedenspfeife?

Nikotin, auch Nicotin, benannt nach Jean Nicot, ist ein Alkaloid, das vorwiegend in der Tabakpflanze und in geringerer Konzentration auch in anderen Nachtschattengewächsen vorkommt.

https://www.chemie.de/lexikon/Nikotin.html

Als Heilpflanze (am besten homöopathisch oder äußerlich) hilft Tabak gegen entzündliche Beschwerden, Autoimmunerkrankungen und gegen Parasiten.

Der französische Gesandte am portugiesischen Hof, Jean Nicot (1530 – 1600), war fest davon überzeugt, dass der Tabak sinnvoller verwendet werden kann, als es in der Mitte des 16. Jahrhunderts der Fall war.

https://www.museum-wiesental.de/heimatmuseum/arbeiten-im-ort/zigarrenindustrie/

Tatsächlich kam die Pflanze im 16. Jahrhundert zunächst als Heil- und Zierpflanze nach Europa. Die leicht zu kultivierende Pflanze konnte mit Laub gestreckt werden und stand somit auch den einfachen Bevölkerungsschichten zur Verfügung. Zur damaligen Zeit wurde das Rauchen jedem empfohlen, damit der Rauch Krankheiten und Beschwerden vertriebe. Allerdings wurde ein maßvoller Umgang empfohlen, weil die Wirkung sonst ins Gegenteil umschlagen würde. In den Kriegen rauchten viele Soldaten, weil Tabak den Hunger dämpfte und angeblich die Aufmerksamkeit erhöhte.

Der Konsum von Tabak verbreitete sich europa- und weltweit sehr rasch. Allerdings wurde das angebliche Wundermittel von Kirchen, manchen moslimischen Religionsführern und auch im dritten Reich nicht gutgehießen. Wer rauchte, wurde exkommuniziert oder gleich geköpft. Im Nazi-Deutschland sollten junge Frauen aufs Rauchen verzichten, damit sie gesunde, stramme Staatsbürger produzieren können.

In Deutschland hat der Anbau von Tabak eine 400jährige Tradition, die langsam zu Ende geht, da unser Klima nicht die beste Voraussetzung für einen heute profitablen Anbau schafft.

Heute wird der Tabakkonsum stark reglementiert, indem die Steuer auf Zigaretten, Zigarren, Pfeifentabak usw. sehr hoch ist. Außerdem kleben auf jeder Zigarettenpackung abschreckende Bilder von Menschen mit Mundkrebs und Raucherbeinen.

Rauchen ist trotz verschiedener Wirkweisen gesundheitsschädigend und kann tödlich sein: „Nikotin ist suchterregend, potenziell krebsfördernd und giftig“ erklären drei Pneumologen-Verbände auf ihrer Seite „Lungenärzte im Netz“. Laut Bundesgesundheitsministerium sterben in Deutschland über 127.000 Menschen an den Folgen des Tabakkonsums.

Ich hatte glücklicherweise nie richtig geraucht. Mich interessiert die Pflanze einzig aus der phytotherapeutischen Sicht.

Selbstbemächtigung = maßhalten

Freilichtmuseum Bad Sobernheim

Ein Tagesausflug führte uns dieses Mal nach Rheinland-Pfalz in das Freilichtmuseum Bad Sobernheim. Nachdem wir den Eintritt gezahlt hatten, waren wir ca. 3 Stunden unterwegs und haben längst nicht alles gesehen. Der Eintritt ist übrigens für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre frei. Mehr Infos auf der Website des Museums: https://www.freilichtmuseum-rlp.de/

Vom Teich zur Wassermühle

Unterwegs gibt es einige Möglichkeiten zum Einkehren und für Kinder gibt es mindestens einen Spielplatz. Unser Fazit: Ein liebevoll gestaltetes Museum mit Liebe zum Detail, eingebettet in hügeliger Landschaft. Eine klare Empfehlung wenn man in der Nähe ist.

Selbstbemächtigung = sich für die Geschichte unserer Vorfahren interessieren

Betriebsausflug nach Eltville

Alte Stadtansicht und Buchpresse (übrigens ist die Mechanik der Buchpresse die gleiche wie bei einer Weinpresse)

Im hessischen Rheingau liegt das hübsche Städtchen Eltville, das auf alle Fälle eine Reise wert ist. Es war Ziel unseres Betriebsausfluges und wir hatten dort eine gute Zeit. Wir buchten eine Führung durch die Kurfürstliche Burg und erfuhren:

Die Burg wird gerne für Trauungen und Empfänge gebucht. Stadtansichten von der Burg aus. Eltville kennzeichnet, dass weder Durchfahrtsstraße noch Bahnlinie die Stadt vom Rhein trennt.
  • Der Name Eltville stammt aus dem Lateinischen von „Alta Villa“ = Hoher Hof, höher gelegene Stadt.
  • Eltville, Gutenbergstadt – hier hatte Johannes Gensfleisch, der sich später Gutenberg nannte, elterliche Wurzeln und verweilte dort einige Zeit seines Lebens. Johannes Gutenberg ist der Erfinder des Buchdrucks mit beweglichen Lettern und hat somit eines der ersten „schnellen Medien“ erschaffen. Hauptsächlich hat er im nahegelegenen Mainz gewirkt, doch in Eltville wurde der Buchdruck von einem seiner Schüler vorangetrieben. Davon erzählt auch die Ausstellung in der Burg.
  • Eltville, Rosenstadt – während des 30jährigen Krieges 1635 wurde die eigentliche Burg durch die Schweden zerstört. Die Burg wurde im Laufe der Jahre teilweise aufgebaut und restauriert und der Burggrabenen zu einem Garten umgestaltet. Dabei stellte man fest, dass das milde Klima Rosen wunderbar gedeihen ließ – manche Kletterrose wuchs über das dreifache ihrer normalen Wuchshöhe hinaus. 1871 gründete Carl Schmitt in Eltville eine Rosenschule. Seit 1988 gehört Eltville zu dem erlesenen Kreis der Deutschen Rosenstädte und Rosendörfer. Hier prägen Rosen das Stadt- und Landschaftsbild. Jedes Jahr Anfang Juni gibt es Veranstaltungen zum Thema Rosen in Eltville.
  • Eltville, Weinstadt – Im Rheingau beschert das milde Klima und der Lößboden die Möglichkeit, hervorragende Weine herzustellen. So auch in Eltville. Hier ist die größte deutsche Wein- und Sektkelterei, vormals M&M, jetzt Rotkäppchen-Mumm, ansässig. Hier kann man Führungen und Verkostungen buchen.
Der Burggraben

Wir erfuhren noch viel mehr, was Ihr in verschiedenen Internet-Plattformen nachlesen könnt. Die Hitze ließ uns „dürsten“ – deshalb ging es anschließend in ein gut ausgesuchtes Lokal zum Mittagessen (und -trinken).

Der Riesling ist der klassische Anbau-Wein im Rheingau und in Rheinhessen.

Mit dem Restaurant „Altes Holztor Trattoria Da Pino“ traf unsere Kollegin eine gute Wahl: Wir saßen draußen regen- und windgeschützt, das Essen war lecker und für jeden war etwas dabei, die Preise moderat und die Bedienung sehr freundlich. Einige unserer Kollegen mussten anschließend nach Hause, eine kleine Auswahl blieb und schaute sich noch das Rheinufer an. Bevor es mit der Bahn zurück ging, teilten wir uns zu fünft eine Flasche wunderbaren Rieslings.

Das mit der Bahnfahrt ist nochmal ein anderes Kapitel: Normalerweise braucht man von Maintal via Frankfurt nach Eltville 1,5 Stunden. Bedingt durch Sturmschäden, einem Zugunglück und den daraus resultierenden Umleitungen waren wir auf der Hinfahrt gute 2 Stunden und auf der Rückfahrt knappe 3 Stunden unterwegs. Das hat unserer Stimmung keinen Abbruch getan, wir hatten gute Gespräche und viel gelacht. Unser Betriebsausflug war einfach schön und es kam bestimmt nicht zu einem Saufgelage. Es hat eher die Gemeinschaft gestärkt.

Zum Thema Betriebssausflüge habe ich folgendes gefunden:

„Betriebsausflüge haben einen tieferen Sinn. Nicht nur stärken sie das Verhältnis der Mitarbeitenden zum Unternehmen, auch das Verhältnis der Mitarbeitenden untereinander kann durch Betriebsausflüge verbessert werden. Ist das Arbeitsklima bereits auf einem hohen Niveau, können Betriebsausflüge dabei helfen, die Interaktion der Teammitglieder untereinander auf eine neue Ebene zu bringen. Denn wer sich gut kennt, spielt sich auch im Arbeitsalltag besser in die Hände und optimiert damit den Workflow. Wer den Workflow optimiert, arbeitet effizienter und bringt in letzter Konsequenz dem Unternehmen wirtschaftlichen Erfolg.“

Event-Partner.de

Selbstbemächtigung = Gemeinsamkeiten schaffen

Reformation = Erneuerung

Am 31. Oktober ist Reformationstag.

Die evangelische Kirche gedenkt der Reformation der „alten“ Kirche durch Martin Luther. Am 31. Oktober 1517 schlägt Martin Luther seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel an die Tür der Wittenberger Schlosskirche.

Damit setzte Luther die Reformation der bisherigen Kirche in Gang. Dieser Prozess hatte Einfluß auf die gesamte weltpolitische Entwicklung bis heute. Reformation hört nie auf.

Auch wenn wir mit Kirchens nix am Hut haben, betrifft dieser Prozess unser (Er-)Leben. Denn wir tragen  die Geschichte(n) unserer Vorfahren in uns.

Wir sind zwar „neu“, haben aber die Erfahrungen und das Wissen unserer Ahnen als Grundstock in uns angelegt.

By the way: Wenn manche heute Halloween oder Samhain feiern, werden die alten Geister herausgelassen und mit Leckerlis besänftigt.

Selbstbemächtigung = Reformation in uns zulassen

Moin aus Ostfriesland: Die Moore

Ostfriesland war lange Zeit durch einen breiten unwegsamen Moorgürtel vom restlichen Festland getrennt. Zu Schiff oder über Bohlenwege durchs Moor konnte man die Ostfriesen erreichen. Die Moorkolonisierung erstreckte sich über einen Zeitraum von mehreren hundert Jahren bis ins 20. Jahrhundert hinein. Hauptsächlich urbanisierte man die Moore (Fehne), indem Entwässerungskanäle geschaffen und Menschen entlang der Kanäle angesiedelt wurden. Meist waren die Siedler an eine Erbpacht gebunden, was zu Steuereinnahmen führte. Nach dem Aussterben des männlichen ostfriesischen Häuptlingsgeschlechts Cirksena, übernahmen 1744 die Preußen mit Friedrich dem Großen die Regentschaft. Dieser lockte die „Ausländer“ in das Gebiet um Moordorf, allerdings ohne eine Infrastruktur in Form von Fehnkanälen zu schaffen. Außerdem verteilte er das Land in zu kleine Pachtgrundstücke, so dass deren Besitzer kaum damit überleben konnten.

Im Moormuseum Moordorf wird sehr anschaulich über das harte Leben der Torfstecher berichtet.
In kleinen Lehmhäusern wohnten Familien mit ihren Kindern. Oben sieht man die Arbeitsgeräte der Moorbewohner.
Schäferhütte
Zog eine Familie ins Moor, kam sie zunächst in so einer mit Grassoden bedachten Hütte unter bis das eigene Lehmhaus fertig war.
Haus und Stall – alles unter einem Dach. Die Schlafstätten waren 120 bis 140 cm lang. Das Schlafen im Sitzen war üblich. Die älteren Kinder haben auf dem Boden gelegen.
Hier hatte die Familie einen gewissen Wohlstand erreicht.
Bauerngarten
Wollwäsche auf der Leine. Die Feuchtigkeit muss gut in die Knochen gegangen sein, Rheuma lässt grüßen. Unten sieht man eine Wagnerei.

Nachdem wir das Moordorf besichtigt hatten, fuhren wir zum „Ewigen Meer“, Deutschlands größtem Hochmoorsee. Es entstand nach der letzten Eiszeit, vor etwa 10000 Jahren, als Moorauge in einem Hochmoor. 

Zum See führt nur ein kurzes Stück Bohlenweg. Der frühere Rundweg ist gesperrt, da einige Bretter verrottet sind bzw. fehlen. Wir konnten nicht widerstehen und kletterten über die Absperrung und sind den ca. 2 km langen Rundweg trotzdem gelaufen. Er war nicht genormt sicher, allerdings empfanden wir ihn nicht als gefährlich.
Wenn man „verbotene Wege“ geht, muss man sich klar sein, dass man die Konsequenzen tragen muss, wenn etwas „passiert“. Allerdings sollte bewusst sein, dass wir immer die Verantwortung für unser Tun übernehmen müssen. Es ist ein aufregendes Wagnis, denn man sieht/erlebt Dinge, die auf ausgetretenen Pfaden verborgen bleiben.
Im Moor wächst nicht viel, weil das Milleu sehr sauer ist.

Warum ist das Moor so sauer? Der Grund besteht aus einer wasserundurchlässigen Lehmschicht. Ein Hochmoor kommt nicht mit Grundwasser in Berührung. Daher wachsen hier Torfmoose (Sphagnum-Arten), die nährstoffarmes Niederschlagswasser wie ein Schwamm speichern. Im unteren Bereich sterben sie durch zunehmenden Lichtabschluss ab. Die abgestorbenen Pflanzenteile der Moose werden nicht abgebaut und bilden, vereinfacht ausgedrückt, Torf. Die Torfmose geben an ihre Umgebung Gerbstoffe ab, die das Milieu säuern und konservierende Eigenschaften haben (siehe Moorleichen😳). Die unterste Torfschicht, das Schwarztorf, war früher begehrtes Brennmaterial, das obere Weißtorf wurde als Gartendünger verkauft. Die Lehmschicht wurde ausgegraben und für den Hausbau verwendet. Grub man dem Moor das Wasser ab, trocknete es aus und konnte als Land genutzt werden. Allerdings ist es immer noch nährstoffarm.

Auf dem Heimweg kamen wir an einigen Mühlen vorbei, die zum typischen Landschaftsbild Ostfrieslands gehören.

Andere, neue Wege zu gehen, manchmal auch verbotene, das ist Selbstbemächtigung. Entscheidend dabei ist die Übernahme von Verantwortung für das eigene Tun. Das beinhaltet eine bewusste Entscheidung mit der Option, dazuzugewinnen und manchmal zu verlieren. Das ging uns mit der „kleinen Grenzüberschreitung“ so. Ebenso ging es den Menschen damals so, als sie sich entschieden, dem Moor ein neues Leben abzuringen. Für Selbstbemächtigung braucht es Mut.

Geschichte(n) aus der Umgebung: Die Hohe Straße bei Kilianstädten

Der ausgebaute Teil der Hohen Straße führt von Frankfurt Bergen-Enkheim nach Büdingen in der Wetterau (siehe mein erster Blog von der Hohen Straße).

Wir sind dieses Mal am Parkplatz zwischen Mittelbuchen und Kilianstädten gestartet. Wunderbar, dass die Sonne schien, so konnten wir den Weitblick in die Wetterau und in den Main-Kinzig-Kreis, teilweise sogar bis zum Vogelsberg, Taunus und Spessart, genießen. Der Weg war gut ausgebaut – allerdings würde ich eher Radfahren empfehlen, weil die Strecke doch recht eintönig ist und man schneller vorankommt.

Windmühlen passen hier ins Bild. Sie sind ein Zeichen unserer Energie-Gesellschaft. Ich finde sie irgendwie schön.

Etwas mulmig war mir schon zumute, denn in Schöneck-Kilianstädten waren die US-Amerikaner bis 1987 in der Nidder-Kaserne stationiert. Hier standen wohl auch unterirdische Abschussrampen bestückt mit Lang- und Mittelstreckenraketen . Die Amerikaner sind abgezogen. Ich frage mich, was mit den Raketen passiert ist. Ein streng bewachtes mit Stacheldraht umzäuntes Firmengrundstück mitten im Feld könnte ein ehemaliger Standort sein; zumal von dort aus eine Panzerstraße zur damaligen Kaserne führt. Immer wieder begegnen uns solche Relikte der Nachkriegszeit, sie sind ein Teil unserer Geschichte. (By the way: Im Eifelort Büschel gibt es immer noch 20 unterirdisch gelagerte US-Raketen mit Atomsprengköpfen. Diese wurden 2020 gewartet. Na besser, als wenn sie vor sich hinmodern.)

Blick Richtung Schöneck

Als ich Kind war, in den 70/80ern, gehörten die stationierten Soldaten zum Straßenbild. Bei uns waren das die „Amis“. Gefühlt täglich donnerten Düsenjäger dicht über unsere Häuser, was schon damals sehr beängstigend war, aber Alltag. Die Stationierungen endeten weitestgehend am 12. September 1990 mit dem Zwei-plus-Vier-Vertrag zwischen der Bundesrepublik, der DDR, den USA, Großbritannien, Frankreich und der Sowjetunion. Dieses Abkommen beendete die Nachkriegszeit und war Start für die neue Einheit.

Heute gibt es immer noch US-Bases in Deutschland. Als NATO-Mitgliedsstaat haben wir gemeinsam die Verpflichtung, die Versorgungslinien der Bündnispartner zu gewährleisten.

Ein Friedensvertrag besteht zwischen den Ländern immer noch nicht, es sind noch Fragen der Grenzziehung und Reparationen offen.

Blick zum Taunus/Winterstein.

Heute gehen wir auf Straßen, die Geschichte sind und Geschichten schreiben. „Hohe Straßen“ oder „Alte Straßen“ sind Routen, die von unseren Vorfahren bereits vor den Römern genutzt wurden. Heute sind sie oft gut ausgebaut für die Naherholung, als Landstraßen und sogar als Autobahnen. Diese Wege sind „strategisch“ gelegen d.h. sie verlaufen auf Wegscheiden, sind die meiste Zeit über passierbar und bieten einen guten Überblick. Außerdem werden diese „Landmarken“ gerne von Besatzungsmächten zur Befestigung der Grenzen und als Standort genutzt wie man das bei den Römern und den Amis sehen kann.

Was hat Geschichte mit Selbstbemächtigung zu tun? Unsere eigene Geschichte hat immer einen Bezug zu den äußeren Umständen. Ich bin z.B. in einer Zeit groß geworden, wo eine starke „Außenbedrohung“ präsent war. Es herrschte „Kalter Krieg“ und Säbelrasseln in Form von Aufrüstung war normal. Die Amis galten als unsere Beschützer. Heute bin ich mir bewusst, dass Geschichte in mir steckt und wirkt. Ich rassele auch mal gerne mit dem Säbel oder rufe nach einem Beschützer.😉 Ich weiß natürlich, dass nur ich selbst die Verantwortung für mein Tun trage.

Warum sind die Zwerge so klein?

In unzähligen Geschichten tauchen die Zwerge auf als fleißige Helferlein, kleine Bösewichte oder listige Kerle. Mit der Zeit vermischte sich das Bild der legendären Hausgeister mit dem der Zipfelmützen tragenden Bergleute:

Besuch der Feengrotte in Saalfeld/Thüringen

Eigentlich wurde hier seit dem 16. Jahrhundert weicher Schiefer abgebaut. Aus diesem ließen sich leicht Alaunsalze lösen. Diese wurden fürs Gerben verwendet und sind in der Heilkunde als Blutstiller bekannt. Die Schutzpatronin der Bergleute ist die heilige Barbara. Und das Licht ist für die Bergmänner lebenswichtig.

12 Stunden mussten die armen Kerle nur mit einem Kienspan beleuchtet im Berg bleiben. Daher litten sie oft unter Vitamin-D-Mangel und das ließ die Männer/Kinder nicht richtig wachsen. Das Wort Zwerg kommt von „zu wenig Licht“. Die Bergleute trugen tatsächlich Zipfelmützen, die sie oben mit Wolle oder Stroh ausstopften, um sich im Stollen nicht den Kopf anzuhauen.

Heute ist die Grotte eine touristische Attraktion, da die gelösten Elemente (Phosphor, Eisen, Schwefel) schneller zu Tropfsteingebilden wachsen als Kalk. Diese Gebilde verwandeln die Höhlen in eine märchenhafte Welt.

Unsere Tour durch den Berg ging ca. eine Stunde und wurde fachkundig begleitet. Anschließend konnte man sein Wissen im Museum vertiefen und/oder mit Kindern einige Attraktionen in Angriff nehmen. Das wollten wir dann aber doch nicht. Ach ja … genug Tünnef gab es auch noch zu kaufen. Ich hab‘ ihn lieber fotografiert.

Selbstbemächtigung = die Geschichte unserer Vorfahren ergründen