Wenn ich es schaffe, gehe ich raus an die frische Luft. Besonders in der dunklen Jahreszeit hilft ein Spaziergang gegen trübe Gedanken, auch wenn die Sonne nicht scheint.
Die Tage war ich unten am Main und habe ein paar Eindrücke gesammelt:
Keine Champignons Feder = Engelsbotschaft 👼 FrauenhainEicheWeideMainuferweg Alte Kirche in Maintal-Dörnigheim
Fluss des Lebens
Wie schön Du bist, Du Fluss des Lebens. Ruhig, tief und wild bist Du im Kern des Wesens.
Hier reißt Dein Strudel herunter, da plätscherst Du fröhlich und munter.
Dein Wasser trüb oder klar - in Dir lauert manchmal Gefahr.
Auch nährst Du Tiere und Pflanzen und Menschen am Ufer tanzen.
So tauch' ich ins Wasser und geb' mich dahin - Du Fluss des Lebens erweist mir Gewinn.
Selbstbemächtigung = Leben fließen lassen
Die Bilder sind in Maintal-Dörnigheim entstanden und die Texte entstammen meiner Feder.
Dieses Jahr ist es so wunderbar mild im November und wenn man die Augen offen hält, kann man noch so einiges entdecken.
Kratzdistel Insektenfreundin, Samen und Wurzeln sind eßbar. Rosette der zweijährigen Nachtkerze, Blüten und Samen enthalten wertvolle Öle, die entzündungshemmend und blutdrucksenkend wirken. Feuerdorn, immergrün, schwach giftig, Beeren dienen als Vogelnahrung. „Knallerbse“/Schneebeere, leicht giftig, Vogelnahrung, Tee aus Rinde wurde bei TB und Geschlechtskrankheiten eingesetzt, Bodenreinigerpflanze. Rainfarn hochgiftig, gut gegen Insekten und Gewürm. Berufkraut schützt vor den bösen Blick und Verwünschungen. Neugeborene wurden früher in einem Sud daraus gebadet um sie zu schützen.Amaranth Samen liefern Vitamine und Nährstoffe, gut im Müsli. Mariendistel hochwirksames Lebermittel. Natternkopf harntreibend, fiebersenkend, hustenlindernd, gegen Kopfschmerzen, äußerlich bei Verstauchungen, Quetschungen, Zerrungen, Kamille beruhigend, entzündungshemmend. Königskerze bei Erkältungen. Storchschnabel entzündungshemmend, lindernd.Rosenblüten und Ringelblumen sind entzündungshemmend und wundheilend. Cosmea sind insektenfreundlich und eßbar.Es ist noch soviel da und ich ernte gerne etwas für einen frischen Tee.
Natur zieht sich zurück - dunkle Zeit, stilles Glück.
Z.B. Tee aus Weißnessel, Brennnessel, etwas hartem Spitzwegerich, Löwenzahn, Schafgarbe, Nelkenwurz, Storchschnabel, Hagebutte. Die Vogelmiere kommt ins Pesto.
Jeder einzelne Sonnenstrahl, jede Blüte und jedes Kraut nehme ich dankbar an. Ich freue mich, dass der Rückzug in den Winter langsamer als sonst vonstatten geht. Die Ruhe in der der Natur ist mir willkommen, denn sie lässt mich das alte Jahr verarbeiten und Kraft sammeln für eine neue Zeit.
Es kostet schon etwas Überwindung, rauszugehen in den wabernden, kalten Nebel. Aber Hundi will raus und ich eigentlich auch.
Boden und Luft sind gesättigt. Jeder Schritt geht tief, feuchte Luft durchdringt meine Kleidung und erfrischt meine Lunge.
Wenn ich dann unterwegs bin, beruhigt mich die Natur. Sie hüllt mich ein und führt mich auf mich zurück. Der Hund schnüffelt und ich atme tief und beobachte die vielen Einzelheiten, die sich mir offenbaren. Es ist kalt, keine Sonne in Sicht. Und trotzdem, es ist gut, wie es ist. Ich lasse die Bilder auf mich wirken, die verblassenden Farben, das Verwelken und letztendlich das Sterben. Es fühlt sich richtig an, denn ich weiß ja, dass das Sterben auf zukünftiges Leben weist.
Im trüben Licht, an kahlen Zweigen, offenbaren sich bisher unentdeckte Schönheiten.
Ich lasse sogar die Kräuter stehen, denn die haben sich in sich zurückgezogen. Die meiste Kraft steckt jetzt in den Wurzeln. Wenn man das als Metapher nimmt, steckt da auch ganz viel Wahrheit für uns Menschen drin: Wenn wir als natürliche Wesen den Rückzug (und sogar das Sterben) akzeptieren, dann können wir im Frühjahr mit Kraft, die aus unseren Wurzeln kommt, neu starten.
Gedimmte Farben: gelb – grün – rot – braun
Ja, im Winter, ab November, sterben die mehr Menschen als zu anderen Jahreszeiten. In dieser Zeit schließt sich der Jahreskreis und wahrscheinlich kann man da am besten loslassen, wenn es denn Zeit ist, zu gehen.
Liegengeblieben unter den Bäumen. Nein, keine Verschwendung, sondern Nahrung für viele Tiere, Vögel und Insekten. Auch ein Kreislauf.
Im November wird in den christlichen Kirchen der Verstorbenen gedacht im Hinblick auf die Auferstehung. Hier, in unserem Kulturkreis, begeht man die Feste Allerseelen und Ewigkeitssonntag (Totensonntag). Bald darauf folgen die Advents- und die Weihnachtstage. Die Lichter erhellen die Dunkelheit.
Ein Nebeltag im November zeigt uns tatsächlich das Leben im Sterben. Licht dringt immer in die Dunkelheit – eine schöne Verheißung! Eine Tatsache, die wir religiös, spirituell oder naturwissenschaftlich betrachten können. Wir können uns dem hingeben und müssen nicht dagegen ankämpfen. Wie tröstlich!
Selbstbemächtigung = den Nebel als Freund annehmen.
Ich streife gerne durch die Felder meines Heimatortes. Und wenn ich diese Wege auch schon hundert Mal gelaufen bin, sind sie doch nie gleich. Beim letzten Mal lagen noch Kürbisse, Zucchini und Kartoffeln auf den Äckern. Ein paar letzte Äpfel hingen an den Bäumen und leuchtend rote Hagebutten setzten farbige Akzente. Die Luft war ein wenig feucht. Es war nicht sonderlich kalt an diesem Novembertag. Es war still, Schwärme von Spatzen flogen auf und suchten sich neue Futterplätze. Von weitem hörte ich das Krächzen einiger Krähen. Diese Szenerie wirkte tief in mir, besonders, als sich die Sonne für einige Augenblicke durch den Dunst kämpfte.
Ich hätte es aber auch anders wahrnehmen können: „Es ist nass und trüb draußen, altes Gemüse modert auf den Feldern, es stinkt nach faulen Äpfeln und das Gekrächze der Krähen geht mir auf die Nerven. Alles stirbt.“ Wahrscheinlich hätte ich auch nicht bemerkt, dass mal kurz die Sonne herauskam.
Es stimmt ja: Der Sommer ist endgültig vorbei. Die Zugvögel fliegen in den Süden, Mensch und Tier bevorraten sich und richten die Winterquartiere her. Die Tage sind kurz, Dunkelheit und trübe Tage herrschen vor. In dieser Zeit verabschieden sich viele Menschen vom Leben. Nicht umsonst sind der Volkstrauertag und der Ewigkeitssonntag im November angesiedelt.
Und trotzdem: Diese Jahreszeit zeigt uns so viel: Die Ernte ist eingefahren, jetzt werden die Früchte verarbeitet. Sie werden gelagert, getrocknet, aufbereitet. Allein diese Tätigkeiten lassen uns zur Ruhe kommen und geben Gelegenheit, nachzudenken. Im übertragenen Sinn dürfen wir schauen, ob unser Tun Früchte getragen hat: Was habe ich dieses Jahr alles gemacht? Was war gut, was weniger? Welche Schmerzen musste ich aushalten und habe ich etwas gelernt? Was plane ich für die nächste Zeit? Wofür will ich den Winter nutzen? Komme ich zur Ruhe?
Wir haben die Wahl, wie wir mit den Gegebenheiten umgehen: Sehen wir z.B. den November als notwendiges Übel, mit dem wir uns irgendwie arrangieren müssen? Oder nehmen wir diese Zeit dankbar an, um zur Ruhe zu kommen und Kräfte zu sammeln? Den Augenblick genießen, mit der Familie und Freunden zusammen sein, erzählen, lesen, Tee trinken … dafür ist jetzt Gelegenheit. Wie in der Natur auch, ist die Saat doch schon gelegt für die kommende Saison – sie braucht aber noch die Ruhe, um richtig aufgehen zu können.
Novembersterben Sanft legt die Natur ihre Spur. Hält Nahrung bereit für die dunkle Zeit. Der Rest zerfällt und wartet, bis das Jahr von vorne startet. Friedlich und dankbar will ich es wagen, den Segen hinauszutragen. Wir sind ein Teil dessen was wächst und stirbt. In unsrer Hand liegt, wie was wirkt.
Novemberlicht Sanft durchdringt ein Strahl den Dunst. In Licht getaucht die Welt, erhabene Kunst.