Mainpressionen

Am Main im November

Wenn ich es schaffe, gehe ich raus an die frische Luft. Besonders in der dunklen Jahreszeit hilft ein Spaziergang gegen trübe Gedanken, auch wenn die Sonne nicht scheint.

Die Tage war ich unten am Main und habe ein paar Eindrücke gesammelt:

Fluss des Lebens

Wie schön Du bist, Du Fluss des Lebens. 
Ruhig, tief und wild bist Du im Kern des Wesens.

Hier reißt Dein Strudel herunter, da plätscherst Du fröhlich und munter.

Dein Wasser trüb oder klar - in Dir lauert manchmal Gefahr.

Auch nährst Du Tiere und Pflanzen und Menschen am Ufer tanzen.

So tauch' ich ins Wasser und geb' mich dahin - Du Fluss des Lebens erweist mir Gewinn.



Selbstbemächtigung = Leben fließen lassen

Die Bilder sind in Maintal-Dörnigheim entstanden und die Texte entstammen meiner Feder.

Pflanzen am Fluß

In Dörnigheim am Mainufer und auf den angrenzenden Wiesen wachsen unzählige Pflanzen. Früher hatte ich für die Vielfalt kein Auge. Heute gehe mit Kamera BestimmungsApp (PlantNet) auf die Pirsch. Zuhause informiere ich mich über die Pflanzen und versuche, mir das zu merken. Hier meine Auswahl:

Bäume und Hecken

Dort wo der Hollerbusch wächst, ist Frau Holle, die Erdmutter, nicht weit. Der Baum ist der Sitz der Patronin der Spinner*innen und Kinder. Sie ist die  Schutzgöttin der Unterwelt. Früher hat man Opfergaben für Frau Holle unter einen Holunderbusch gelegt. Ein Holunderstrauch birgt den Zugang zur Unterwelt. Manchmal verschwinden Menschen (besonders Kinder, die Schutz benötigen) in der Nähe … Das Märchen „Frau Holle“ bekommt mit diesem Wissen eine tiefere Bedeutung. Der Name leitet sich vom althochdeutschen Wort Holuntar (Holun = hohl, heilig, günstig, gnädig) ab. Der Holunderbaum gilt als Bauernapotheke, da Blätter, Blüten und Früchte große Heilkräfte (entwässernd, entzündungshemmend, gegen Rheuma, Infektionen …) haben und als Nahrungsmittel dienen. Hat man einen Holunder im Garten, gilt das als Segen. Fällt man ihn jedoch, muss man mit dem Zorn von Frau Holle rechnen.
Das ist die Linde in Dörnigheims alten Dorf. Die Menschen haben seit jeher eine enge, emotionale Bindung
zur Linde. Der Lindenbaum ist
mit unserem kulturellen und mystischen Leben verbunden als Dorflinde, Tanzlinde, Kirchlinde, Burgbaum, Heiligenbaum oder als Hausbaum.
Die Winterlinde
Diese riesige Lärche (Larix decidua) überragt ein kleines Haus in der Nähe vom Main. Lärchen können bis zu 50 m hoch werden. Sie sind besondere Kieferngewächse, die im Winter ihre Nadeln verlieren. Ihr Holz gilt als das härteste der Nadelgehölze.
In der Mythologie gilt die Kirsche als Mondbaum. Er symbolisiert den Zyklus von Leben und Tod.
Den Feldahorn findet man meist als Heckenpflanze, an Feld- und Waldrändern, an Flußläufen oder im Garten. Er ist eine der drei heimischen Ahornsorten (neben dem Berg- und Spitzahorn). Die zarten Blätter des jungen Maßholders kann man als Gemüse, Salate oder Suppenbeilagen verwenden. Wenn man eigene gesunde Pflanzen hat, kann man den Baum vorsichtig anbohren und den süßen Saft gewinnen. Verwenden kann man die Blätter, Keimlinge und Blüten. Die Heilwikung des Ahorns ist entzündungshemmend und blutdrucksenkend bei Blutergüssen, Fieber, Insektenstichen, Gicht, Reuma.
Die dunkelroten Beeren sind wie Trauben angeordnet, daher die Bezeichnung Traubenkirsche. Die Beeren kann man als Fruchtmus verarbeiten. Die Kerne sollte man nicht mitessen, da sie einen kleinen Blausäureanteil haben.
Die Weidenrinde enthält Salicin, welches Bestandteil von Acetylsalicylsäure (Aspirin) ist. Als Heilpflanze wird die Weide daher gegen Schmerzen, Fieber und Gicht verwendet.
Die Heckenkirsche (Lonícera xylósteum)  mit ihren hellroten, glasigen Beeren, dient als Weide für Bienen, Schmetterlinge, Käfer und als Nahrungsquelle für Vögel. Für den Menschen ist sie giftig.
Die Haselnuss (Corylus avellana), Birkengewächs, galt in der Mythologie als Abwehrmittel gegen böse Geister und Hexen und wurde als Blitzableiter gepflanzt. 

Kräuter

Innerlich als Tee zur Behandlung von Magen-, Darm-, Hautkrankheiten. Äußerlich als Tinktur bei Zeckenstichen und zur Stärkung der „Manneskraft“.
Die Blätter kamen man gut als Würzkraut nutzen. Wenn man sie zwischen den Fingern zerreibt, duftet es leicht nach Knoblauch.
Der Wiesensalbei hat ähnliche Wirkstoffe wie der Gartensalbei, allerdings soll er milder wirken. Mir gefällt der wilde Milde aber viel besser.
Wusstet Ihr es? Kerbel ist ein Bestandteil der Frankfurter Grünen Soße.

Die Mainauen sind ein Grüngürtel entlang des Mains. Sie gelten als Schutzgebiet für Flora und Fauna und dienen als Naherholungsgebiet für uns Menschen. Außerdem kann sich hier der Fluß ausdehnen, wenn er über die Ufer tritt. Von der Stadt Maintal wurden Renaturierungsprojekte initiiert, z.B. am alten Sportfeld und der Frauenhain.

Da wir momentan noch nicht raus können in die Welt, erweitere ich meinen Horizont und schaue mir meine Umgebung ganz genau an. Es ist aufregend, ins Detail zu gehen und das Leben (neu) zu entdecken.

Selbstbemächtigung

Fotos: Monika Rauch und Pixabay, vielen Dank!