Wintersonnenwende – die längste Nacht und der kürzeste Tag im Jahr

Ab dem 21. Dezember werden auf der nördlichen Halbkugel die Tage wieder länger. Zeitgleich mit der Sonnenwende ist der astronomische Winteranfang. Die Sonne wird neu „geboren“ und steht für den Neubeginn allen Lebens. Der Jahresreigen beginnt von vorne. Das Licht besiegt die Dunkelheit. Unsere Vorfahren nannten die tiefste Nacht des Jahres Mutternacht (althochdeutsch Modranecht) aus dem Glauben heraus, dass die Erdmutter das Licht gebiert. In vielen Kulturen gab es ähnliche Feste zu dieser Zeit, z.B. gab es in den nordischen Ländern das Julfest. Noch heute wünscht man sich in Skandinavien zu Weihnachten „God Jul“.

Weihnachten wurde übrigens genau in diese Zeit gelegt, um die heidnischen Sitten auszumerzen. Lichter in den Tannen symbolisieren den Sieg des Lichtes über die Nacht – genau wie die Geburt Christi Licht in die Welt bringt und das Versprechen der Wiedergeburt. So bleibt uns doch noch etwas Kultur unserer Ahnen erhalten – trotz Christianisierung.

Es kommt Licht ins Dunkel, obwohl der Winter erst im Anmarsch ist. Es wird sicherlich kälter und stürmischer. Aber wir wissen, dass das nur eine Periode ist, die vorüber geht. Die Tage werden länger und die Sonne gewinnt an Kraft.

Zwischen dem 25.12. bis 6.1. liegen zudem die Rauhnächte, in denen sich die Grenzen zwischen unserer und der Geisterwelt verwischen sollen.

Die Wintermonate bringen Kälte und Dunkelheit mit sich. Wir haben das Bedürfnis, uns auszuruhen. Ist ja auch klar: Im Sommer haben wir maximal 16 Stunden Tageslicht und im Winter um die 8 Stunden. Die Sonne als Stimmungsaufheller fehlt, unser Körper produziert z.B. weniger Vitamin D.

Die Dunkelheit lädt zum Verweilen, Ausruhen, Nachdenken an. Wir können die Zeit nutzen für Treffen mit der Familie oder Freunden, dabei wird erzählt, gelacht und nachgedacht. Momentan schränken uns die Maßnahmen der Pandemie sehr ein, dann ist ein Treffen eher mit Zoom möglich oder wir telefonieren mehr.

Arbeiten, die im Sommer liegen geblieben sind, werden jetzt erledigt. Ich rebele meine getrockneten Kräuter und mache daraus Tees, Auszüge, Tinkturen oder Salben. Oder ich reinige unsere Möbel gründlich. Manchmal überkommt es mich und ich flicke Wäschestücke oder nähe Knöpfe an. Gerne gehe ich raus und versuche etwas Tageslicht abzubekommen und ich liebe es zu saunieren, wenn es denn mal möglich ist mit oder nach den Corona Restrinktionen.

Und natürlich ist jetzt die Zeit für kreative Arbeiten. Denn alles, was Spaß macht, lässt Glückshormone im Körper kreiseln und das ist doch so ähnlich wie mit Sonnenlicht.

Es ist noch gar nicht so lange her, dass ich mich darüber aufgeregt hatte, dass ich so wenig Tageslicht abbekomme. Doch mittlerweile ist die Dunkelzeit mein Freund geworden. Ich nehme sie als Geschenk an für das ich dankbar bin.

Wann habt Ihr Euch das letzte Mal Zeit genommen zum: Märchen und Geschichten erzählen, Kochen, Backen, Handarbeiten, Malen, Musizieren, Schnitzen, Werkeln …?

Habt eine gute Dunkelzeit und macht das, was Euch Spaß macht.

Monika

November

Ich streife gerne durch die Felder meines Heimatortes. Und wenn ich diese Wege auch schon hundert Mal gelaufen bin, sind sie doch nie gleich. Beim letzten Mal lagen noch Kürbisse, Zucchini und Kartoffeln auf den Äckern. Ein paar letzte Äpfel hingen an den Bäumen und leuchtend rote Hagebutten setzten farbige Akzente. Die Luft war ein wenig feucht. Es war nicht sonderlich kalt an diesem Novembertag. Es war still, Schwärme von Spatzen flogen auf und suchten sich neue Futterplätze. Von weitem hörte ich das Krächzen einiger Krähen. Diese Szenerie wirkte tief in mir, besonders, als sich die Sonne für einige Augenblicke durch den Dunst kämpfte.

Ich hätte es aber auch anders wahrnehmen können: „Es ist nass und trüb draußen, altes Gemüse modert auf den Feldern, es stinkt nach faulen Äpfeln und das Gekrächze der Krähen geht mir auf die Nerven. Alles stirbt.“ Wahrscheinlich hätte ich auch nicht bemerkt, dass mal kurz die Sonne herauskam.

Es stimmt ja: Der Sommer ist endgültig vorbei. Die Zugvögel fliegen in den Süden, Mensch und Tier bevorraten sich und richten die Winterquartiere her. Die Tage sind kurz, Dunkelheit und trübe Tage herrschen vor. In dieser Zeit verabschieden sich viele Menschen vom Leben. Nicht umsonst sind der Volkstrauertag und der Ewigkeitssonntag im November angesiedelt.

Und trotzdem: Diese Jahreszeit zeigt uns so viel: Die Ernte ist eingefahren, jetzt werden die Früchte verarbeitet. Sie werden gelagert, getrocknet, aufbereitet. Allein diese Tätigkeiten lassen uns zur Ruhe kommen und geben Gelegenheit, nachzudenken. Im übertragenen Sinn dürfen wir schauen, ob unser Tun Früchte getragen hat: Was habe ich dieses Jahr alles gemacht? Was war gut, was weniger? Welche Schmerzen musste ich aushalten und habe ich etwas gelernt? Was plane ich für die nächste Zeit? Wofür will ich den Winter nutzen? Komme ich zur Ruhe?

Wir haben die Wahl, wie wir mit den Gegebenheiten umgehen: Sehen wir z.B. den November als notwendiges Übel, mit dem wir uns irgendwie arrangieren müssen? Oder nehmen wir diese Zeit dankbar an, um zur Ruhe zu kommen und Kräfte zu sammeln? Den Augenblick genießen, mit der Familie und Freunden zusammen sein, erzählen, lesen, Tee trinken … dafür ist jetzt Gelegenheit. Wie in der Natur auch, ist die Saat doch schon gelegt für die kommende Saison – sie braucht aber noch die Ruhe, um richtig aufgehen zu können.

Novembersterben
Sanft legt die Natur ihre Spur. Hält Nahrung bereit für die dunkle Zeit.
Der Rest zerfällt und wartet, bis das Jahr von vorne startet.
Friedlich und dankbar will ich es wagen, den Segen hinauszutragen.
Wir sind ein Teil dessen was wächst und stirbt. In unsrer Hand liegt, wie was wirkt.



Novemberlicht
Sanft durchdringt ein Strahl den Dunst.
In Licht getaucht die Welt, erhabene Kunst.

Fotos und Texte: Monika Rauch