Corona privat

Kürzlich schickte mir eine Freundin ein sehr berührendes Video über die Schönheiten Italiens. Bisher hatte ich verdrängt, dass ich dieses Land so mag mit den lieben Menschen, der Kultur, den wunderschönen Städten und Landschaften, dem feinen Essen, dem Wein, der Musik und ‚la dolce vida‘. Der Film erwischte mich kalt. Langsam dämmert mir, was da in unserem Nachbarland passiert. Oder in Spanien. Uns geht es hier in Deutschland wesentlich besser. Ich denke an die vielen Menschen, die sterben oder einsam in ihrer Wohnung eingesperrt sind und bin sehr traurig darüber. Ich liebe Italien und mir wird klar, dass ich vieles als selbstverständlich genommen habe. Und jetzt fehlen sie mir, die Reise- und Bewegungsfreiheiten. Die Menschen.

Eigentlich wäre ich jetzt auf Mallorca. Aber das ist natürlich nicht so wichtig. Mir fehlt das Singen im Chor und mir fehlt, dass ich meine Mutter nicht mal eben in den Arm nehmen darf. Ich gehe regelmäßig arbeiten. Nein, langweilig wird mir nicht. Überall, wo ich bin, räume ich auf, im Hort, im Garten, im Haus. Und in mir drinnen. Das kommt als Letztes – oft finde ich doch noch etwas ‚Wichtigeres‘, mit dem ich mich ablenken kann. Aber manchmal schaffe ich es, altes Belastendes über Bord zu werfen. Und ehrlich, ich habe mir sehr oft gewünscht, endlich mal in Ruhe alles aufräumen und ordnen zu können. Ich hätte nur etwas sorgfältiger wünschen sollen.

So hoffe ich, dass Corona uns viel mehr schenkt, als wir bisher erahnen können: Achtsamkeit, für unsere Mitmenschen und unsere Umgebung, Gelassenheit, Ruhe, Toleranz, Naturverbundenheit und letztendlich Liebe für uns und für alles, was lebt.

Ich hoffe, dass wir es schaffen, dieses sinnentleerte Konsumieren einzustellen; mitsamt unserer Mortzwichtigkeit, Geschäftigkeit und Hektik, die wir um uns herum verbreiten. Denn das ist mal klar: Der Ferrari und die vielen Geschäftsessen sind auf meiner Prioritätenliste noch weiter nach unten gerutscht, als sie es eh schon waren.

Was auf meiner Liste oben steht, sind Treffen mit den Menschen, die mir wichtig sind. Manche fehlen mir mehr, als ich je dachte. Meine Jobs liebe ich: die Kinder, ihre Eltern und meine Kolleginnen liegen mir am Herzen. Ich will das innerlich mehr ausbauen und hoffe, dass ich meinen Beruf richtig auslebe. Und das Singen, das ist es, was ich mit vollem Herzen will.

Viren (lat. Virus Gift, Schleim, Saft) sind als Mikroorganismen darauf bedacht, ihr Erbgut in Wirtszellen einzuschleusen, um sich zu vermehren. Kürzlich hörte ich einen Vortrag einer Biologin, die darauf hinwies, dass wir im Laufe der Evolution permanent Viren ausgesetzt sind, die mittlerweile ein Bestandteil unserer Genetik seien. Wenn man das grob übersetzt, könnte es bedeuten, dass Viren dem Menschen letztendlich dienen, widerstandsfähiger zu werden.

Es liegt auf der Hand: Corona wirft uns auf uns selbst zurück. Wir werden diese Viren besiegen. Unsere Fresszellen werden schon mit ihnen fertig. Sie, die Fresszellen, werden aber nur aktiv. wenn wir endlich damit anfangen, nach uns selbst zu schauen und uns erinnern, wozu wir auf diese Erde gekommen sind. Am Ende werden wir gestärkt aus dieser Geschichte herausgehen. So oder so.

Schlüchtern

… ist ein netter kleiner Ort in Mittelhessen. Hier gibt es eine ehemalige Benediktinerabtei, die im 8. Jahrhundert erbaut wurde. Heute sind ein Gymnasium und die KmF (kirchenmusikalische Fortbildungsstätte) dort untergebracht. Ich bin oft zweimal im Jahr für ein Wochenende im Kloster. Meistens beim Sologesangskurs. Die Atmosphäre, die Musik, die Gemeinschaft lassen mich innerlich zur Ruhe kommen. Ich versuche, den Fokus auf mich zu halten: wenig Ablenkung durch die Sozialen Medien, viel Natur und noch mehr Musik.

Es ist gar nicht so einfach, nur ich selbst zu sein. Die Musik hilft mir, meine Schwingung zu finden. Und ich komme ins Grübeln:

Wie geht es beruflich weiter? Haben sich irgendwo Türen geöffnet und ich habe es nicht bemerkt? Sollte ich einige meiner Träume abhaken? Oder umschreiben? Oder sollte ich völlig neue Wege gehen?

Dann fällt mir auf: Ich befinde mich schon wieder in der Zukunft! Dabei will ich doch im Hier und Jetzt leben. Ach Menno! Also: Vertrauen und Zuversicht haben, dass alles gut wird. Liebe und Nachsicht für mich und meine Mitmenschen üben. Und es laufen lassen …

Videoclip Impressionen von Schlüchtern:

https://photos.app.goo.gl/qkGb9zbh8o9Hyv926

Wie soll ich die Macht über mich zurückholen?

Ich habe doch Macht über mich, oder?

Das möchte ich doch sehr hoffen! Wir sind selbstbestimmte Wesen und versuchen uns immer weiter zu optimieren: Schneller, höher, besser. Wir agieren und agieren, weil wir in der Gesellschaft bestehen möchten. Wir möchten anerkannt werden, geliebt, gesehen. Und manchmal strampeln wir uns ab, aber eine innere Befriedigung stellt sich nicht ein.

Wir suchen die Anerkennung im Außen: Ein Partner, der uns endlich die Erfüllung bringt, der liebevoll, fürsorglich, aufopfernd, verstehend ist. Oder der Beruf, der uns fordert und wo wir zeigen können, was in uns steckt. Oder ein Ehrenamt, das uns total erfüllt und leider manchmal auch erschöpft. Bei Krankheit vertrauen wir dem Arzt, der uns vielleicht mit einer Diagnose verurteilt, das zu leben, was er prophezeit.

Leider, selten, tritt das ein, was wir erwarten. Das Lob, die Anerkennung, die Liebe, die Gesundheit, wonach uns so sehr dürstet.

Was hat das mit Macht zu tun? Wir geben alles und suchen die Erfüllung im Außen. Wir bemächtigen die Anderen „es“ für uns zu tun: Uns aufzufüllen. Die Lösung kann, meiner Meinung nach, nur im Innern zu finden sein: Wir sollten versuchen, uns selbst aufzufüllen mit Liebe zu uns selbst. Indem wir es lernen, uns selbst zu lieben, anzuerkennen, zu akzeptieren mit allen Facetten, gewinnen wir die Macht über uns zurück.

Natürlich sollten wir nach einer harmonischen Beziehung streben, einen erfüllenden Job, ein tolles Ehrenamt haben und einen guten Arzt (Ärztin).

Es kommt auf das „wie“ an: Lieben wir uns selbst, sorgen wir automatisch für uns und fangen an zu fragen: Wohin führt mich mein Weg? Gibt es einen Sinn im Leben? Habe ich eine Berufung? … Fangen wir an zu fragen, ergeben sich mitunter Antworten, die uns Korrekturen vornehmen lassen. Vielleicht erkennen wir, dass der Job alles andere als erfüllend ist, oder dass die Partnerschaft, Freundschaft nicht eben das Gelbe vom Ei ist. Vielleicht finden wir dann den Mut zu gehen – Schritte vorzunehmen, die lebensverändernd sind. Das heißt nicht immer, sich bei Beziehungsproblemen z.B. zu trennen, aber man könnte sich innerlich anders aufstellen. Oder man sucht sich einen anderen Arzt, der ganzheitlich arbeitet, also den Mensch mit seinem Seelenleben in die Behandlung mit einbezieht, oder …

Also: Haben wir wirklich die Macht über uns? Das kann nur jeder für sich selbst beantworten. Wenn Sie sich auf den Weg der Selbstbemächtigung machen und es irgend wo hakt, unterstütze ich Sie gerne dabei.

Foto: Pixabay