Welcher Trigger beißt Dich?

Trigger sind die fiesen kleinen Monster, die Dich in Nullkommanix auf 180 bringen.

Kennst Du das? Du ärgerst Dich gewaltig und wenn einer was Falsches sagt, geht’s rund: Du wirst aktiv und machst ihn einen Kopf kürzer. Oder Du bist so verletzt, dass Du die Freundschaft aufkündigst, schreibst einen saftigen Kommentar auf Facebook oder es gibt Kloppe.

Momentan, in der Pandemie, flammen viele Aggressionen auf, besonders in den sozialen Netzwerken. Man könnte sie beinahe schon als asozial bezeichnen.

Corona, das Virus, wütet und bringt zutage, was schon lange gesehen werden will.

Es wütet nicht nur im Körper – es wütet auf der ganzen Welt und in uns drinnen.

Genauso, wie ein Virus seine Genetik in die Körperzellen einschleust und ganze DNA umbaut, bemächtigt es sich der Informationen, die wir in unserer Seele gespeichert haben und nistet sich ein. Die Seele möchte ihre „Schätze“, die alten Erlebnisse und Gefühle, nicht anrühren. Schlimme Geschichten, die wir manchmal mit uns rumschleppen. Oft ist das uns gar nicht bewusst! Man hat sich ja lange arrangiert mit dem Gefühlsmix.

Jetzt kommt dieser Schmarotzer und nagt an uns. Es geht um die negativen Emotionen, die in uns schlummern und immer mal zum Vorschein kommen, wenn wir gerade angetriggert* werden.

Das Wort Trigger* wird in der Trauma-Psychologie verwendet: Alte Gefühle von einschneidenden Erlebnissen werden durch Trigger freigesetzt. Diese lassen die Stresshormone im Körper hochfahren und es kommt zu Handlungen, die kaum beeinflussbar sind: Man gerät in Schockstarre, kann sich nicht rühren, oder man fängt an zu zittern, schreien, rennen, weinen, wüten …

Die Auslöser dafür, die Trigger, können Geräusche, Stimmungen, Gerüche, Aussehen/Stimmlage/Mimik Deines Gegenübers, bestimmte Redewendungen usw. sein.

Trigger sind Erinnerer an früher Erlebtes.

Das Virus ist in Aktion, es flasht uns. Wir haben Angst um unseren Job, vor finanziellen Einbußen und vor dem Tod. Wir sorgen uns. Das macht uns wütend, traurig, hilflos. Alte Gefühle kommen hoch und rollen über uns hinweg. Sie veranlassen uns, dass wir uns nicht mehr im Griff haben, ausrasten, austicken. Sie sind auch die Ursache für die Kommentare in den Netzwerken. Manchmal komplett unsachlich, beleidigend, sich ereifernd, nervend, foppend, lauernd, Schuld zuweisend usw. Auch die sogenannten „Hater“ und „Trolle“ sind angetriggert. Sie lassen ihren Frust ungebremst heraus.

Ein Troll kommt öfter mal hoch, vielleicht auch bei Dir? Kann es sein, dass Deine Wut ein „Flashback“ auf früher Erlebtes ist?

Das Virus polarisiert, d.h. es lockt aus der Deckung, es fordert auf, sich zu stellen. Wir sind da nicht allein, das passiert überall auf der Welt.

Könnte es sein, dass das Virus im übertragenen Sinn das Konglomerat sämtlicher unverdauter und unverarbeiteter Ängste und Traumata des gesamten Kollektives darstellt?

Sind wir gehalten, unser Verhalten zu überprüfen, Belastendes abzulegen und Vertrauen zu gewinnen? Sollen wir unterscheiden lernen, was wichtig oder unwichtig ist?

Führt uns die äußere Unfreiheit dahin, dass wir uns innerlich befreien?

Wir waren so busy, immer wichtig, auf dem Sprung, am PC, zogen uns Serien rein, shoppten, flogen durch die Welt, permanent beschäftigt. Größer, schneller, weiter… mehr und mehr.

Auf einmal stand für einen Moment die Zeit still. Wir waren locked down, out of order. Jetzt geht es wieder „normal“ weiter.

Es wird Zeit, etwas zu tun!

Schau Dir Deine Biografie an, forsche nach den Ursachen Deiner Wut, Traurigkeit und Unzufriedenheit. Schau‘ nach Deinen Beziehungen. Hast Du etwas zu verzeihen und solltest Du jemanden um Verzeihung bitten? Stelle Dich Deinen Ängsten. Überlege Dir, was Du gerne tun würdest und tu es. Lass den alten Kram bewusst los und schau‘ liebevoll auf Dich und Deine Mitmenschen.

Stell‘ Dir mal vor, die meisten Menschen dieser Erde würden positiv, mit Spaß und Liebe leben …

… dann würde eine völlig neue Zeit anbrechen.

Vielleicht können wir jetzt, mitten in „Corona“, damit anfangen?

Bleib‘ gesund und lass‘ Dich nicht beißen!

Wollen wir unser altes Leben wirklich wiederhaben? ⚘

Corona-Mai 2020

Die Steineschlange am Main in Dörnigheim wächst. Sie zeugt von der Hoffnung, dass alles gut wird. ⚘

Die ersten Lockerungen geben schon mal einen Vorgeschmack auf unser altes neues Leben: Es wird lauter auf den Straßen, beim Einkauf wird gedrängelt, im Büro steht das Telefon nicht still, das Homeoffice kennt kein Ende, Radfahrer überrollen Dich fast, wenn Du nicht vorher ins Gebüsch springst, der Müll liegt malerisch in der Landschaft verteilt usw. Ich könnte noch mehr über diesen Mist schreiben. Aber was soll’s? Ich weiß nur eines: Das ist krank! ⚘

Wenn Corona uns etwas lehrt, dann: Hört auf Euer Herz. Lasst Euch nicht drängeln. Behaltet den Kontakt zu Euren Kindern. Sorgt für Euch. Atmet gute Luft.  Geht in die Natur. Habt Geduld.  Bleibt bei Euch! Übernehmt Verantwortung. Jeder. Dann ändert sich etwas. Zum Guten. … und die Schlange wächst … ⚘

Steineschlange im März/April 2020

Corona privat

Kürzlich schickte mir eine Freundin ein sehr berührendes Video über die Schönheiten Italiens. Bisher hatte ich verdrängt, dass ich dieses Land so mag mit den lieben Menschen, der Kultur, den wunderschönen Städten und Landschaften, dem feinen Essen, dem Wein, der Musik und ‚la dolce vida‘. Der Film erwischte mich kalt. Langsam dämmert mir, was da in unserem Nachbarland passiert. Oder in Spanien. Uns geht es hier in Deutschland wesentlich besser. Ich denke an die vielen Menschen, die sterben oder einsam in ihrer Wohnung eingesperrt sind und bin sehr traurig darüber. Ich liebe Italien und mir wird klar, dass ich vieles als selbstverständlich genommen habe. Und jetzt fehlen sie mir, die Reise- und Bewegungsfreiheiten. Die Menschen.

Eigentlich wäre ich jetzt auf Mallorca. Aber das ist natürlich nicht so wichtig. Mir fehlt das Singen im Chor und mir fehlt, dass ich meine Mutter nicht mal eben in den Arm nehmen darf. Ich gehe regelmäßig arbeiten. Nein, langweilig wird mir nicht. Überall, wo ich bin, räume ich auf, im Hort, im Garten, im Haus. Und in mir drinnen. Das kommt als Letztes – oft finde ich doch noch etwas ‚Wichtigeres‘, mit dem ich mich ablenken kann. Aber manchmal schaffe ich es, altes Belastendes über Bord zu werfen. Und ehrlich, ich habe mir sehr oft gewünscht, endlich mal in Ruhe alles aufräumen und ordnen zu können. Ich hätte nur etwas sorgfältiger wünschen sollen.

So hoffe ich, dass Corona uns viel mehr schenkt, als wir bisher erahnen können: Achtsamkeit, für unsere Mitmenschen und unsere Umgebung, Gelassenheit, Ruhe, Toleranz, Naturverbundenheit und letztendlich Liebe für uns und für alles, was lebt.

Ich hoffe, dass wir es schaffen, dieses sinnentleerte Konsumieren einzustellen; mitsamt unserer Mortzwichtigkeit, Geschäftigkeit und Hektik, die wir um uns herum verbreiten. Denn das ist mal klar: Der Ferrari und die vielen Geschäftsessen sind auf meiner Prioritätenliste noch weiter nach unten gerutscht, als sie es eh schon waren.

Was auf meiner Liste oben steht, sind Treffen mit den Menschen, die mir wichtig sind. Manche fehlen mir mehr, als ich je dachte. Meine Jobs liebe ich: die Kinder, ihre Eltern und meine Kolleginnen liegen mir am Herzen. Ich will das innerlich mehr ausbauen und hoffe, dass ich meinen Beruf richtig auslebe. Und das Singen, das ist es, was ich mit vollem Herzen will.

Viren (lat. Virus Gift, Schleim, Saft) sind als Mikroorganismen darauf bedacht, ihr Erbgut in Wirtszellen einzuschleusen, um sich zu vermehren. Kürzlich hörte ich einen Vortrag einer Biologin, die darauf hinwies, dass wir im Laufe der Evolution permanent Viren ausgesetzt sind, die mittlerweile ein Bestandteil unserer Genetik seien. Wenn man das grob übersetzt, könnte es bedeuten, dass Viren dem Menschen letztendlich dienen, widerstandsfähiger zu werden.

Es liegt auf der Hand: Corona wirft uns auf uns selbst zurück. Wir werden diese Viren besiegen. Unsere Fresszellen werden schon mit ihnen fertig. Sie, die Fresszellen, werden aber nur aktiv. wenn wir endlich damit anfangen, nach uns selbst zu schauen und uns erinnern, wozu wir auf diese Erde gekommen sind. Am Ende werden wir gestärkt aus dieser Geschichte herausgehen. So oder so.

Glück im Augenblick

Gerade bin ich etwas traurig wegen der vielen Einschränkungen in Zeiten von Corona. Freiheit ist ein hohes Gut.

Schöne Augenblicke erlebe ich bei meinen Streifzügen durch Felder und Gärten. Kleine Arrangements erregen meine Aufmerksamkeit: Da passt der Stuhl ganz wunderbar zum Fenster, die Enten schwimmen auf dem See und die Wildbienen übernachten im Hotel. Und der riesige Reisighaufen bietet sicherlich Schutz für viele Kleintiere.

Das ist es auch, was mich gerade rettet, wenn ich schon nicht in die weite Welt reisen darf, oder zumindest die Option dazu habe – das Glück, welches sich in Kleinigkeiten verbirgt. Das Gedicht von Johann Wolfgang von Goethe kommt dem sehr nahe:

Erinnerung
Willst du immer weiter schweifen?
Sieh, das Gute liegt so nah.
Lerne nur das Glück ergreifen,
Denn das Glück ist immer da.

Fotos: Monika Rauch

Diese besonderen Abendspaziergänge …

lassen mich inne halten, den Tag überdenken und zur Ruhe kommen.

Jahrelang sehnte ich mich nach einer Sendepause – nicht nur ich, das gesamte Kollektiv wünschte sich, dass es endlich still werde.

Diese Hetze: Schneller, besser, weiter.

Diese Gier: Mehr und immer mehr. Egal, auf wessen Kosten.

Unsere innere Stimme weiß es doch längst, dass da etwas gewaltig schief läuft.

Weil unser Leben automatisiert und unmenschlich geworden ist. Wir konzentrieren uns auf Äußerlichkeiten und haben uns oft dabei verloren. Und haben viel Lärm gemacht, um unser Gewissen zu übertönen.

Plötzlich ist es still. Es ist gar nicht schrecklich. Es ist schön! Ich höre, sehe und rieche die Natur. Sie ist auf einmal wieder präsent. Mir wird gewahr: Ich bin ein Teil von ihr.

Jetzt habe ich die Chance, auf mein Herz zu hören und mich neu auszurichten: Was kann ich für die Gemeinschaft tun? Wer bin ich und wo will ich hin?
             
Unseren Kindern können wir zeigen, wie richtiges Leben geht. Innen und im außen.

Jetzt haben wir die Chance, unserem Leben eine neue Richtung zu geben! Dazu gehört es, mit Mut Verantwortung zu übernehmen. Das Preisgeld ist die innere Freiheit. In Liebe.