Beifuß (Artemisia vulgaris), Korbblütler

Beifuß wächst an Wegesrändern, Bahndämmen, Böschungen und in meinem Garten.

Beifuß war bei unseren Vorfahren ein geschätztes Kraut. Heute ist es in der Volksmedizin etwas in Vergessenheit geraten. Hauptsächlich wirkt es auf die untere Körperhäfte, z.B. bei Blasenentzündung, Magen-Darm-Beschwerden, Blähungen, Koliken, Wurmbefall. Ebenso soll es bei Astma und Wassereinlagerungen helfen. Sie gilt hauptsächlich als Frauenpflanze, weil die Unterleibsorgane stimuliert und entkrampft werden z.B. bei Ausfluss und Eierstockentzündung. Den Geburtsvorgang kann es sanft unterstützen.

Beifuß wird als Tee, Tinktur, Ölauszug/Salbe, Gewürzmischung oder direkt als Büschel auf der Haut verwendet. Z.B. soll es als Wanderschuh-Einlage die müden Füße ermuntern, daher der Name. Auch ein Büschel unter dem Gürtel geschnallt, soll bei Unterleibsschmerzen helfen.

Ich hab‘ mich schon mal bevorratet. Man weiß ja nie …

Wichtige Inhaltsstoffe des Beifußes sind Bitterstoffe, die Sesquiterpenlactone  und ätherische Öle wie Kampfer und Thujon.

Neuere Forschungen befassen sich mit den Themen Krebs, Malaria und Borreliose. So soll Beifuss Krebszellen töten, das Artesiminin wirkt auf Krebszellen toxisch, ohne den gesunden Zellen zu schaden. Ebenso wird untersucht, in wie weit Beifuss bei Borreliose helfen kann. Bei Malaria existieren bereits Medikamente mit dem Wirkstoff Artesiminin.

Beifuß im Schamanismus Mit Beifuß läßt sichs gut „reisen“. Nicht nur wandern im eigentlichen Sinn, sondern Gedanken und Träume werden geklärt und die Stimmung gehoben. Dazu kann man ein Büschel unters Kopfkissen legen, das Kraut verräuchern oder gar rauchen. Wobei ich mit der Menge aufpassen würde.

Beifuß als Zauberpflanze Es wendet den bösen Blick ab, schützt vor dem Teufel und vor körperlichen Gebrechen, wenn man Beifußbüschel in den Haus-/Hof-/Stalleingang hängt.

Beifuß – ein Pioniergewächs Pionierpflanzen sind  Arten, die in neu geschaffenen Lebensräumen häufiger auftreten als in alten („reifen“) Lebensräumen (z.B. auf Rodeflächen, Müllhalden, Baustellen). Sie sind Pflanzen, die bisher vegetationsfreie Flächen erstbesiedeln und zeichnen sich besonders durch ihre Anpassungsfähigkeit aus. Neben Beifuß zählen z.B. Brennesseln und Holunder zu den Pionieren. Sie bereiten den Boden für andere,  nachfolgende Pflanzen vor.

Kulturgeschichtlich begleiten die Pionierpflanzen den Menschen seit Urzeiten. Sie dienen als Nahrung, Heil- und Zaubermittel.

Selbstbemächtigung = sich altes Wissen zunutze machen

Kräuterküche

Die letzten Wochen habe ich eine Menge Pflanzen geerntet. Überall lagen (und liegen/hängen immer noch) Kräuter zum Trocknen aus. Bevor ich den Überblick verliere, kurbelte ich die Schnelltrocknung mittels Ofen an: Die Kräuter wurden bei 40°C mit leicht geöffneter Tür getrocknet. Zum Schluss bleibt nur noch ein kleines Häuflein Pflanzendroge übrig.

Und im Haus duftet es ganz wunderbar.

Borretsch, Malven, Verbenenkraut, Salbei
Vom Ofen ins Glas: Brennnesselsamen, Hopfen, Salbei, Johanniskraut. Im Kräuterschrank muss ich bald anbauen.

Kräuter sammeln und verwerten bedeutet einem hohen Zeit- und Arbeitsaufwand. Das macht mir gar nix – im Gegenteil! Ich bin glücklich, wenn ich: spazieren gehe, Pflanzen finde (ein Geschenk), sie fotografiere, bestimme und sammele. Wenn ich die Kräuter bündele, trockne, rebele, Tinkturen, Öle, Salze, Zucker herstelle. Wenn ich die Bilder beschreibe und poste.

Die ganze Arbeit erfüllt mich und ich erweitere meinen Erfahrungsschatz. Und ich bin bei dieser Arbeit ganz bei mir.

Selbstbemächtigung

Erntezeit

Wie schnell das Jahr vergeht! Es ist doch noch gar nicht lange her, da haben wir den Frühling gefeiert. Viele Getreidesorten, Fürchte, Kräuter, Gemüse sind reif für die Ernte.

Pflaumen, Sauerkirschen, Birnen, Äpfel, Brombeeren, Kirschpflaumen
Feuerdorn, Marone, Sand-Brombeere, Distel, Rote Heckenkirsche, Schneeball

Ewiger Reigen: Am Anfang ist die Saat. Sie keimt, wächst, bildet Früchte und neue Saaten, stellt ihre Produktion ein und stirbt …

Jakobs-Greiskraut, Berufkraut, Große (essbare) Klette, Waldgeißblatt, Blutweiderich, Ringelblume
Gelb: Johanniskraut, gemeine Nachtkerze, Färberkamille Leinkraut

Die Vielfalt läßt mich ehrfürchtig und dankbar sein. Ich gehöre dazu.

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Hirtentäschel (Capsella, Bursa-Pastoris) Kreuzblütler

Feines Kräutchen, große Wirkung

Bursa-Pastoris sind die lateinischen Namen für Tasche und Hirte. Der Name kommt von der Ähnlichkeit der Samenkapseln der Pflanze mit Hirtentaschen.

Vorkommen: Sog. Ruderalpflanze auf Brachflächen, in Gärten, Äckern, an Weg- und Waldrändern, Weidenflächen.

Wirkung: Blutdruckregulierend, leicht blutstillend, gegen Rheuma,  Gicht, Nasenbluten, Ekzeme.

Beim nächsten Spaziergang könnt Ihr ja mal schauen, ob Ihr vom Täschele was entdeckt. Die Natur hält eine Menge Geschenke für uns bereit.

Guggstu?

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„Gefleckter Schierling“ – hoch giftiges Mäusepipi

Sehr giftiger Doldenblütler, zweijährig

Mit der Hundspetersilie und dem Wasserschierling gehört er zu den giftigsten Doldengewächsen.

Verwechslungsgefahr mit wilder Möhre, Wiesenkerbel,Schafgarbe Kümmelpflanzen.

Ausgewachsen wird der krautigwachsende Schierling 80 cm bis 2 m hoch. Die Dolde blüht weiß. Das untere Ende des Stiels weist rote Flecken auf.

Gifte: Alkaloide (γ‐Conicein und Coniin) Wurzeln und Samen sind am giftigsten.

Wirkung: Beruhigt, betäubt, lähmt, tötet – je nach Dosis. Als homöopathisches Mittel
(Conium maculatum) bei Drüsenverhärtungen, Krebs, Lähmungen und Schwäche, Prostatavergrößerung, Impotenz.

Doldenblüten vom Schierling (Fotos: Pixabay, Danke)

Es gibt Geschichten, die besagen, dass sich Mönche einen Sud davon auf ihren Dingens träufelten, damit sich nix regt und sie ihrem Keuschheitsgelübte treu sein konnten.

Wortherkunft: Verwandtschaft zu scherlinc, scharn, skarn, scearn, skern – bedeutet „Gestank“, „Mist“ und weist auf seinen penetranten Geruch und auf seine bevorzugten Standorte hin: Misthaufen und Kufladen. Er ist aber auch eine Pflanze, die an Rändern von Feuchtgebieten und Wiesen wächst. Der Geruch soll so penetrant nach Mäusepipi sein, dass man ihn nach einer Berührung kaum wegwaschen kann. Ich habe allerdings noch nie bewusst Mäuseurin wahrgenommen.

In früheren Zeiten verabreichte man den zu Tode verurteilten ein Getränk aus Schierling. Sokrates wurde mit einem Schierlingstrank hingerichtet. Leider sind ihm auch schon erfahrene, ältere Weidetiere (Rinder, Pferde) zum Opfer gefallen. In der Regel meiden Tiere diese Pflanze. Allerdings kann es vorkommen, dass die Samen oder Pflanzenteile versehentlich mitgefressen werden.

Bin mir nicht so sicher, ob das nicht doch eine wilde Möhre ist. Der Geruch vom Schierling soll eher „verwest“ sein. Diese Pflanze jedoch roch erdig. Nächste Woche beginnt meine Kräuterausbildung. Dann werde ich es hoffentlich unterscheiden können. Schierling ist eine der giftigsten Gewächse überhaupt in unseren Breitengraden. Also eher Vorsicht walten lassen.

Illustration: Köhlers Medizinalpflanzen (1887)