Nach dem heißen Sommer sind die Pflanzen im Kräutergarten noch mal richtig üppig gewachsen.
Eigentlich heißt es, die Kraft der Kräuter zöge sich in die Wurzeln zurück. Daher sei das Kraut nicht mehr so heilsam. Uneigentlich sind sie Kräutlein saftiger als im Frühjahr. Daher ernte ich fleißig in den nächsten milden Tagen.
Bei Alant, Arznei-Rhabarber und Beinwell stimmt das auch. Die Pflanzen sind abgewelkt. Der Boden ist schön feucht, so dass ich von den Wurzeln etwas abspalten konnte.
Unsere Sommerküche wird jetzt zur Kräuter(-Hexen)-Küche.
Die lasse ich etwas trocknen und verarbeite sie später weiter.
Ich glaube, das ist für dieses Jahr mein letzter Einsatz in unserer Sommerküche. Das Heizöfchen läuft und dazu gibt es einen Tee mit frischen Gartenkräutern. Draußen ist’s schon etwas frostig.
Am Samstag erntete ich ein letztes Mal in diesem Jahr Borretsch. Heute wird er zu Borretschsalz verarbeitet.
Eine Schicht reines Meersalz, eine Schicht Kraut und wieder eine Schicht Salz in der Mühle vermahlen.
Es duftet herrlich! Jetzt steht es (abgedeckt mit einem Küchenkrepp) zum Trocknen auf der Heizung. Verwenden kann man das Salz als Würze in Salaten, Gemüse und bei Fisch. Und es macht sich gut als Geschenk. ☆ Weihnachten naht!
Selbstbemächtigung = das Leben schmackhaft machen.
Bei meinem letzten Spaziergang wurden mir noch einige späte Naturschätze vor die Füße gelegt. Die Kräuter wurden gesammelt, gewaschen und kleingeschnitten. (Den Storchschnabel, eine Geranienart, trockne ich für Tee.) Als Essig verwendete ich den dunkleren Branntweinessig. Weißer Essig ist wahrscheinlich dekorativer, den hatte ich aber nicht im Vorrat.
Den Essig lasse ich ca. vier Wochen ausziehen. Damit die Wirkstoffe sich gut mit dem Essig verbinden, werden die Flaschen täglich leicht geschwenkt und in die Sonne gestellt. Später filtere ich ab, die Beeren kommen zur Dekoration zurück in die Flasche.
Gerade ist Erntezeit für die schwarzen Holunderbeeren. Man kann sie trocknen, zu Saft, Gelee, Likör oder zu Sirup verarbeiten. Ihre Anthocyane, die wasserlöslichen Farbstoffe, sind für die intensive Färbung der Beeren verantwortlich – und darüber hinaus sehr gesund. Anthocyane sind sekundäre Pflanzenstoffe, welche vor alterungs- und krankheitsbedingten Zellschäden schützen.
Dort wo der Hollerbusch wächst, ist Frau Holle, die Erdmutter, nicht weit. Der Baum ist der Sitz der Patronin der Spinner*innen und Kinder. Sie ist die Schutzgöttin der Unterwelt. Früher hat man Opfergaben für Frau Holle unter einen Holunderbusch gelegt. Ein Holunderstrauch birgt den Zugang zur Unterwelt. Manchmal verschwinden Menschen (besonders Kinder, die Schutz benötigen) in der Nähe … Das Märchen „Frau Holle“ bekommt mit diesem Wissen eine tiefere Bedeutung. Der Name leitet sich vom althochdeutschen Wort Holuntar (Holun = hohl, heilig, günstig, gnädig) ab. Der Holunderbaum gilt als Bauernapotheke, da Blätter, Blüten und Früchte große Heilkräfte (entwässernd, entzündungshemmend, gegen Rheuma, Infektionen …) haben und als Nahrungsmittel dienen. Hat man einen Holunder im Garten, gilt das als Segen. Fällt man ihn jedoch, muss man mit dem Zorn von Frau Holle rechnen. https://monika-rauch.com/2021/05/23/pflanzen-am-fluss/
Verarbeitung
Die Erntezeit der schwarzen Beeren liegt zwischen Mitte August bis Ende September. Zunächst werden die Dolden gepflückt.Nur die schwarzen Beeren werden verwendet, grüne Beeren und Stiele werden aussortiert. Waschen.Beeren in einem Topf mit Wasser 5 – 10 Minuten köcheln lassen. Rohe Beeren enthalten ein schwaches Gift (Sambunigrin), das durch Kochen zerstört wird. (Bei übermäßigem Verzehr von rohen Beeren kann es zu Durchfall und Erbrechen führen.)Absieben, Trester zur Seite stellen. Den Saft abwiegen und mit der gleichen Menge Zucker 20 Minuten köcheln lassen. Zitronensaft dazugeben. Ich habe noch Granberry-Muttersaft dazugegeben. Ist immer noch qietschsüß.Flaschen sterilisieren. Heiß in Flaschen füllen, schließen, beschriften.Den Trester könnte man zum Kompost geben. Aber ich bin sparsam …Den ungesüßten Trester mit Wodka ansetzen, ca. 3 Wochen ausziehen lassen, dann absieben und mit Holundersirup süßen. Fertig ist der Likör. „Hast Du Kummer, trink ein Likörchen, oder zwei, oder drei …“Ungeöffnet ist der Sirup ca. 1 Jahr haltbar.
Eigentlich hätte ich auch einen Direktsaft herstellen können, also die Beeren entsaften. Das war mir aber dann doch zu viel Arbeit und der Direktsaft ist nicht so lange haltbar.
Ein Jahr später
Dieses Jahr habe ich den Dampfentsafter meiner Mutter getestet. Wir haben den Holunder ziemlich stark stutzen müssen und daher den Baum zu 90% abgeerntet. Das bedeutete viel Arbeit. Der Vorteil beim Dampfentsaften ist, dass die Stiele dabei sein dürfen. Also muss man nix mit der Gabel abfisseln – Gott sei Dank!
Diesmal wurde der Holunder verarbeitet zu Gelee, als Saft/Sirup (Zucker und Zitronensaft)undals Likör light = Saft + ein ca. 1/4 Wodka Holundergelee mit „Schuss“: Holunderdirektsaft mit Zitronensaft und etwas Apfelsaft mit Gelierzucker (1:3) kochen und ein Schuss Obstler oder Kirschwasser mitköcheln lassen.Die restlichen Holunderbeeren wurden/werden im Ofen kurz über 100°C erhitzt und anschließend bei 50°C mit leicht geöffneter Tür getrocknet. Jetzt könnte ich einen Dörrautomatem gebrauchen.
Selbstbemächtigung = dankbar für die Geschenke der Natur (Frau Holle) sein